In Erinnerung an den Filmemacher Jean-Marie Straub, der am 20. November 2022 im Alter von 89 Jahren in Rolle (Schweiz) verstorben ist, zeigt das Filmmuseum in der nächsten „Open Scene“ am Donnerstag, 8. Dezember 2022, um 19.00 Uhr drei seiner Filme: MACHORKA MUFF (1962), seinen ersten gemeinsamen Film mit Danièle Huillet, UN HÉRITIER (EIN ERBE), einen späten Film aus dem Jahr 2011 mit Straub als Darsteller sowie KOMMUNISTEN, Straubs filmisches „Testament“ von 2014. Das Werk von Jean-Marie Straub ist untrennbar mit seiner Partnerin Danièle Huillet verbunden, die 2006 gestorben ist. Die drei Filme bieten einen konzentrierten Überblick über ein einzigartiges Werk, das von der Kritik und vom Publikum oftmals als spröde und schwierig empfunden wurde. Jedoch: „Ich glaube“, hat Huillet in einem Publikumsgespräch gesagt, „das Problem der Filme ist nicht, dass sie zu intellektuell sind, sondern dass sie zu einfach sind.“
Das Programm:
Machorka-Muff
BRD 1962 | R+B: Danièle Huillet & Jean-Marie Straub, nach „Hauptstädtisches Journal“ von Heinrich Böll | K: Wendelin Sachtler | M: François Louis, Johann Sebastian Bach | Besetzung: Erich Kuby, Renate Langsdorff, Rolf Thiede, Günther Strupp | 18 min | Eine Satire auf den Wiederaufbau und die Wiederaufrüstung in der Bundesrepublik. Oberst von Machorka-Muff wird reaktiviert und zum General befördert. Die erste Amtshandlung des Generals ist die Grundsteinlegung zur „Akademie für militärische Erinnerungen“. Er heiratet seine Geliebte Inniga von Zaster-Pehnunz, sie hat das Schlusswort: „Unserer Familie hat noch keiner widerstanden.“ „Ein Vampirfilm.“ (J.-M. Straub)
Un héritier (Ein Erbe)
CH/F 2011 | R+B: Jean-Marie Straub, nach „In deutschen Heeresdiensten“ von Maurice Barrès | K: Renato Berta, Christophe Clavert | Besetzung: Joseph Rottner, Jean-Marie Straub, Barbara Ulrich | 20 min | OmU | Die Erzählungen eines jungen Landarztes, der nach der Annexion Elsass-Lothringens durch Deutschland 1871 nicht nach Frankreich geht, sondern der Heimat treu bleibt: „Ich bin ein Erbe, ich habe weder die Lust noch das Recht, bereits geschaffene Reichtümer aufzugeben“ – ein Satz, der auch den Filmemacher Jean-Marie Straub charakterisiert. Straub spielt selbst im Film mit, als Gesprächspartner und Zuhörer des jungen Arztes.
Kommunisten
CH/F 2014 | R+B: Jean-Marie Straub, nach „Die Zeit der Verachtung“ von André Malraux | K: Christophe Clavert | M: „Auferstanden aus Ruinen“ von Hanns Eisler und Johannes R. Becher & Streichquartett Nr. 16 „Der schwer gefasste Entschluss“ von Ludwig van Beethoven | Besetzung: Arnaud Dommerc, Gilles Pandel, Jean-Marie Straub, Barbara Ulrich | 72 min | OmU | Der Roman von Malraux, kondensiert in drei „Blitz-Szenen“: Verhör, Folter in der Haft, überraschende Rettung. – Danach fünf Blöcke aus früheren Filmen. „Die Hoffnung“ aus OPERAI, CONTADINI (2001) nach Elio Vittorini. „Das Volk“ aus ZU FRÜH / ZU SPÄT (1982) nach Mahmoud Hussein. „Die Apuanen“ aus FORTINI / CANI (1976) nach Franco Fortini. „Die kommunistische Utopie“ aus DER TOD DES EMPEDOKLES (1987) und „Neue Welt“ aus SCHWARZE SÜNDE (1989) von Friedrich Hölderlin. Jedesmal die Frage, wie man – angesichts des Krieges, des Schmerzes, der Trennung – voranschreiten kann in eine bessere Welt, in der die Menschen in friedlicher Gemeinschaft untereinander und mit der Natur leben können. Die Verletzungen sind jahrhundertealt, das ungestillte Verlangen ebenso; der Film gibt Mut, es immer wieder aufs Neue zu versuchen.
Eintrittspreis 4 € (3 € bei MFZ-Mitgliedschaft), Aufschläge bei Überlänge, Live-Musik oder 3D. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.