Nathan der Weise

Stummfilmtage
Live-Musik: Sabrina Zimmermann & Mark Pogolski

NATHAN DER WEISE
Deutschland 1922 | Regie Manfred Noa | Drehbuch Hans Kyser, nach dem Schauspiel von Gotthold Ephraim Lessing | Kamera Gustave Preiß, Hans Karl Gottschalk | Besetzung Werner Krauß, Carl de Vogt, Fritz Greiner, Lia Eibenschütz, Bella Muzsnay, Margarete Kupfer | Produktion Filmhaus Bavaria | Premiere 29.12.1922 | Länge 129 Minuten | Farbe viragiert | Zwischentitel deutsch

Lessings pazifistisches Drama spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts zur Zeit der Kreuzzüge, als Christentum, Judentum und Islam unmittelbar aufeinandertrafen. Der Titelfigur gelingt es durch Einsicht und Klugheit, eine Versöhnung der Glaubensgruppen herbeizuführen. Lessings Drama ist als »humanistisches Manifest« in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen, das für die »Toleranz des Glaubens und die Freiheit des Geistes« eintritt. Drehbuchautor Hans Kyser hat das Drama geschickt in kinowirksame Szenen übersetzt und die bei Lessing erst am Schluss des Dramas aufgelöste Vorgeschichte als wuchtigen Prolog vorangestellt. Manfred Noa nutzte die Kreuzzugsschlachten und das exotische Ambiente für eindrucksvoll gestaltete Massenszenen. Als Hauptdarsteller brillierten erfahrene Schauspieler aus anderen Erfolgsfilmen, so Werner Krauß als Nathan und Carl de Vogt als junger Tempelherr. Wie im zugrunde liegenden Drama endet die emotionsgeladene Inszenierung im leidenschaftlichen Appell an die Vernunft und für die Toleranz gegenüber Andersgläubigen.NATHAN DER WEISE, damals als »Der Film der Humanität« angekündigt, wurde im nationalsozialistischen München, der »Hauptstadt der Bewegung«, lange verhindert. So erboste sich der Völkischen Beobachter am 16. Februar 1923 über »ein derartiges, von verlogener und geheuchelter Humanität triefendes, echt jüdisches Machwerk.« Einem Kinobesitzer wurde angedroht, dass, »falls er den Film nicht vom Programm nähme, seine Bude am nächsten Abend kurz und klein geschlagen wird.« In München wagte daraufhin kein Kino, den Film noch einmal einzusetzen; erst im Oktober 1930 lässt sich eine öffentliche Vorführung nachweisen. Der Film galt lange als verschollen. Das Filmmuseum München hat das einzige erhaltene Material restauriert und nach den Konventionen der Zeit eingefärbt.
Wäre dieser Film der Bavaria-Film-Gesellschaft nur ein wenig minder groß und wundervoll, als er eben geriet, man müßte ihm eine Fanfare blasen; so aber zwingt die Vollendung, die prachtvolle Vereinigung der Idee mit den Gesetzen des Films zu einem Dank an diejenigen, die ihn schufen. Wonach eine Welt lechzt, wodurch sie sich erlöst, verstehende Liebe, hat Lessing sinnbildhaft gestaltet; Lessing getreu und dem Film getreu, hat es der Dichter Hans Kyser aus dem Sinnbild in das sinnerfüllte Bild übersetzt. Seine Verfilmung ist das geworden, was ihm als Ziel vorschwebte. Keine Illustration des Dialogs, sondern eine Sichtbarmachung der Absicht. (Vorwärts, 14.1.1923)

 

6 € (5 € bei MFZ-Mitgliedschaft). Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.


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Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

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