Kurt Eisner wird ermordet

In der Ermordung Kurt Eisners am 21. Februar 1919 kündigen sich Konflikte an, die das politische und gesellschaftliche Geschehen in der Weimarer Republik massiv prägen.

Als Eisner am Vormittag des 21. Februar gegen 10 Uhr vom Ministerium ins Landtagsgebäude ging, um dort den Rücktritt der Regierung zu erklären, baten ihn seine Freunde, er möge nicht über die Straße, sondern durch den "Bayerischen Hof" gehen... Eisner weigerte sich entschieden. Minister Unterleitner und ich wiesen nochmals auf die durch die Presse hervorgerufene Haß-Stimmung hin und auf die vielen Drohbriefe, die er in den letzten Tagen bekommen habe. Vergebens. Eisner bestand darauf, den gewohnten Weg über die Straße zum Landtag zu gehen: 'Man kann einem Mordanschlag auf die Dauer nicht ausweichen, und man kann mich ja nur einmal totschießen...' Wir waren eifrig im Gespräch über die weitere politische Entwicklung. Plötzlichen krachten hinter uns nacheinander zwei Schüsse, Eisner schwankt einen Augenblick, er will etwas sprechen, aber die Zunge versagt ihm. Dann bricht er lautlos zusammen… Im selben Augenblick, als die Schüsse krachten, hatte ich mich umgedreht, den Attentäter am Arm gefaßt und zu Boden geschleudert. Ich ließ Eisner ins Ministerium bringen... Der Arzt stellte fest, daß die hinter dem Ohr aus allernächster Nähe in das Gehirn eingedrungenen Kugeln den sofortigen Tod Eisners herbeigeführt haben. Wie sich später ergab, hatte sich der Mörder, Graf Arco-Valley, vor der Absperrung in einem Haupteingang versteckt.

Die Nachricht von Eisners Ermordung löste ungeheure Erregung in München aus, und es kam unmittelbar darauf im Sitzungssaal des Bayerischen Landtags zu den Schüssen des Arbeiters Linder, durch die Minister Auer schwer verletzt, ein Abgeordneter und ein Ministerialbeamter getötet wurden. Graf Arco, der der rechtsnationalen thule-Gesellschaft nahe stand, kam noch am gleichen Tag in ein Krankenhaus, wurde nach seiner Wiederherstellung zum Tode verurteilt und vom Ministerium zu lebenslanger Festungshaft begnadigt. Während seiner Haft genoß er die weitgehensten Vergünstigungen, konnte sich lange Zeit sogar auf dem Gute eines Bekannten aufhalten. Nach fünf Jahren wurde er völlig amnestiert, in Bayern als Nationalheld gefeiert und hat dann einen Direktorsposten bei der süddeutschen Lufthansa angetreten.

(Felix Fechenbach, Der Revolutionär Kurt Eisner. Aus eigenen Erinnerungen, Berlin 1929)

100.000 Menschen nahmen an Kurt Eisners Bestattungsfeierlichkeiten teil, so wurde sein Begräbnis zu einer außergewöhnlichen Trauerbekundung der Bevölkerung. Der 'Zentralrat' ordnete für ganz Bayern 'Landestrauer' an. Die öffentlichen Gebäude waren auf Halbmast schwarz und rot beflaggt. Die Arbeit ruhte.

(Bernhard Grau, Historisches Lexikon Bayern)

Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichkeit zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.

(Heinrich Mann in seiner Gedächtnisrede anlässlich der Trauerfeier für Kurt Eisner im Münchner Odeon am 16. März 1919)


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