The Unbearable Lightness of Being (Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins) | USA 1988 | R: Philip Kaufman | D: Jean-Claude Carriere, Philip Kaufman, nach dem Roman von Milan Kundera | K: Sven Nykvist | M: Leoš Janaček | Mit: Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche, Lena Olin, Daniel Olbrychski, Erland Josephson, Derek de Lint | 171 min | OmU | Selten wird ein bedeutender Roman von seiner Verfilmung noch übertroffen wie hier. Viel poetischer und weniger belehrend als Kunderas Bestseller aus dem Jahr 1984 erfährt der heiter-melancholisch stimmende Film im Lichte unserer kulturellen Suche nach neuen Beziehungsformen eine unerwartete Aktualisierung. Seitensprünge, offene Beziehungen, Polyamorie – geht das? Und welche Auswirkungen hat dies auf das gesellschaftliche Leben und auf unsere Werte? Auch der Held Tomás kann und will seine erotischen Leidenschaften nicht zügeln und lebt eine einseitig »geöffnete« Beziehung, die viel Leiden und innere Turbulenzen für seine Ehefrau bedeutet. Die private Suche nach Lebens- und Beziehungsglück ist eingebettet in die ebenfalls turbulente Zeit des Prager Frühlings, als eine politische Neuorientierung zur Überwindung des erstarrten Stalinismus versucht wurde. Aus den Fäden dieser beiden, miteinander verwobenen Handlungsstränge bildet sich das subtile Gewebe einer Erzählung, die zur Metapher der wechselseitigen Spiegelung und Bedingtheit von Öffentlichem und Privatem, Politik und Beziehungskulturen wird und hochaktuell in die zeitgenössische Diskussion um heiß begehrte neue Lebensformen hineinpasst.