Kaddisch für einen Freund | Deutschland 2012 | R+B: Leo Khasin | K: Mathias Schöningh | M: Fabian Römer, Dieter Schleip | D: Ryszard Ronczewski, Neil Belakhdar, Neil Malik Abdullah, Sanam Afrashteh, Kida Khodr Ramadan | 93 min | OmU | Ein Kaddisch ist ein jüdisches Gebet, das normalerweise der älteste Sohn am Grab seiner Eltern spricht. Der russisch-jüdische Weltkriegs-Veteran Alexander hat keinen Sohn mehr, er wurde bei einem Sprengstoffattentat getötet. Er lebt allein in einer Sozialwohnung in Berlin-Kreuzberg über dem 14-jährigen Ali und seiner muslimischen Familie, die gerade aus dem Libanon geflohen ist. Sie reagiert auf den einzelnen jüdischen Nachbarn in ihrem arabischen Viertel unverhohlen aggressiv. Kaum hat die Ghettogang den Jungen angestachelt, gemeinsam Alexanders Wohnung zu verwüsten, droht nach der blindwütigen Tat der ganzen Familie die Abschiebung. Alis Mutter verdonnert ihn zur Wiedergutmachung: Er soll die demolierte Wohnung renovieren. Regisseur Leo Khasin, in Moskau geboren und jüdischer Herkunft, gelingt es in seinem Debütfilm überzeugend, die reflexhaften Reaktionen beider verfeindeter Seiten in fast dokumentarischer Manier zu zeigen. Dem seit Generationen gelernten Hass ist zwar schwer zu entkommen, es ist aber möglich. In diesem Sinne macht der bis auf Ryszard Ronczewski ausnahmslos mit Laien besetzte Film Hoffnung, dass am Ende die Freundschaft über politisch-religiöse Dogmen siegt.
Eintrittspreis 4 € (3 € bei MFZ-Mitgliedschaft), Aufschläge bei Überlänge, Live-Musik oder 3D. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.