Eine Albumseite mit drei weiblichen Einzelportraits und einem Gruppenportrait

Artists on Photography

Artists on Photography – Ein Projektstipendium initiiert von der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums

Open Call für ein Tandem aus Kunst und Wissenschaft

Münchner Stadtmuseum – Die ausschreibende Institution

1888 gegründet ist das Münchner Stadtmuseum heute das größte kommunale Museum Deutschlands. Das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum (heute: Sammlung Fotografie) wurde 1963 als eigenständiges Spezialmuseum eröffnet. Es handelt sich um das älteste explizit der Fotografie gewidmete Museum Deutschlands. Mit einem Bestand von ca. 3 Millionen Objekten, darunter knapp 1 Million Fotografien, gehört es zu den führenden fotografischen Sammlungen in Europa. Der zeitliche Rahmen der Bestände reicht von den Anfängen der Fotografie in den 1840er Jahren bis in die digitale Gegenwart, wobei Schwerpunkte auf dem 19. Jahrhundert sowie dem Zeitraum bis in die 1980er Jahre liegen. Durch Ankäufe von Werken der Gegenwartsfotografie wird die Sammlung kontinuierlich erweitert. Neben fotografischen Bildern gehören ca. 40 komplette Archive-, Vor- und Nachlässe sowie Spezialsammlungen ebenso zum Bestand wie ein herausragender Fundus an fototechnischem Equipment. Eine deutschlandweit führende Spezialbibliothek mit 25.000 Titeln, bestehend aus Büchern, RARA-Bänden und Zeitschriften, ergänzt die genannten Sammlungsgebiete.

Von 2024 bis voraussichtlich 2031 wird das Münchner Stadtmuseum für 271 Millionen Euro generalsaniert, um erhebliche bautechnische, nutzungsbedingte und museale Mängel zu beheben und zukunftsfähig zu werden.

Ein neues Format der Sammlung Fotografie

Artists on Photography ist ein neues Format der Sammlung Fotografie, das das Ziel verfolgt die historische Sammlung durch künstlerische Perspektiven der Gegenwart sowie eine Neubetrachtung der Bestände durch gendertheoretische und postkoloniale Fragestellungen zu aktivieren. Das Projektstipendium ist als fünfteilige Reihe angelegt und wird ab 2025 einmal jährlich an ein Tandem aus Kunst und Wissenschaft vergeben. Es wird altersoffen ausgeschrieben und durch eine hochkarätig besetzte Expert*innenjury ausgewählt.

Einmal jährlich wird ein Stipendium für die Anfertigung von Auftragsarbeiten an internationale Gegenwartskünstler*innen vergeben, die eine archivarische Praxis verfolgen und schon in der Vergangenheit mit Found Footage und Sammlungen Berührungspunkte hatten. Begleitend wird ein*e Forscher*in eingeladen, sich mit derselben Thematik aus wissenschaftlicher Perspektive zu beschäftigen. Beide Personen verbringen gemeinsam einen Rechercheaufenthalt in München. Ergebnis ist jährlich eine neu produzierte Kunstarbeit, sowie eine Publikation, in der die künstlerischen und wissenschaftlichen Ergebnisse vorgestellt werden und eine Ausstellung nach Wiedereröffnung des Hauses.

Thema

Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz wächst die Distanz zwischen historischen Foto-Objekten, wie sie das 19. und 20. Jahrhundert dominierten, und von Rechnern erzeugten Bildern, die wir seit drei Dekaden kennen, weiter an. Wieder einmal sind wir herausgefordert das Feld der Fotografie neu zu kartieren: Mit welchem Blick haben vorherige Generationen auf die Fotografie geschaut? Wie hat sich unser Verständnis des Mediums mit dem Wandel vom analogen zum digitalen und dann zum computergenerierten Bild geändert? Welche sozialen Praktiken leben im Zeitalter der Smartphonefotografie, Virtual Reality sowie KI fort? Welche Foto-Objekte sind durch die Zeitläufte aus dem Fokus geraten und in den Depots verschwunden? Was erzählen diese Objekte heute über unsere Gegenwart und wie können wir sie neu entdecken?

Konvolut 2025: Reise- und Souveniralben

Die Sammlung Fotografie besitzt mehr als 250 Alben aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, darunter Reise- und Souveniralben aus Deutschland, Europa, dem Nahen und Fernen Osten sowie Afrika. Das Konvolut bietet einen breiten Zugang zu verschiedenen Varianten des Objekttyps Fotoalbum dieser Zeit: Das Spektrum reicht von privat zusammengestellten bis hin zu kommerziellen Steck- und Klebealben, in denen Aufnahmen von professionellen und prominenten Fotograf*innen (Kusakabe Kimbei, Samuel Bourne, Samuel Boote), anonymen Bildautor*innen und Amateur*innen aufbewahrt werden. Die Bilder und ihre Umgebung im Album spiegeln die Bildpraktiken vergangener Tage. Wer reiste im 19. Jahrhundert in den Globalen Süden um dort zu fotografieren? Wer waren die Modelle und wer kaufte die Bilder und Alben? Wie wurden Land und Leute dargestellt? Welche industriellen Strukturen für die Fotografie existierten in den jeweiligen Ländern oder bildeten sich dort aus? Welche Funktion kam der Fotografie als Souvenir im 19. Jahrhundert zu und wie hat sich diese Verwendung durch jüngere Fotopraktiken sowie die grundsätzliche globale Vernetzung geändert? Welches Nachleben führen diese Bilder und ihre bisweilen gewaltsamen Strukturen heute im Zeitalter der KI, wenn digitale Bildfragmente zu neuen Bildern collagiert werden? Anhand des Konvoluts aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums sollen diese und weitere Fragen bearbeitet werden.

Zu den historischen Alben im Bestand gehört unter anderem die folgende exemplarische Auswahl. Weitere Objekte können vor Ort eingesehen werden.

+ Detaillierte Objektangaben

  • Kusakabe Kimbei, Japan (Genre- und Landschaftsdarstellungen), um 1890, handkolorierte Albuminpapiere, lose Blätter, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-2000/66
  • Anonym, Japan (Genre- und Landschaftsdarstellungen), um 1890, handkolorierte Albuminpapiere, Album (Stoff), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-91/415
  • Anonym, Japan (Genre- und Landschaftsdarstellungen), um 1890, handkolorierte Albuminpapiere, Album (Leinen und Leder), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-91/416
  • Anonym, Ostindien (Porträts und Landschaften), undatiert, Albuminpapiere, Album (Leder mit Goldprägung), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-83/631
  • Anonym, China (Porträts), 1908, Gelatineentwicklungspapiere, koloriert, Album (Karton), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-73/101
  • Samuel Boote, Argentinien (Architekturansichten), 1889, Albuminpapiere, aus Republica Argentina, Consejo Nacional de Educacion Vistas de Escuelas Comunes (Republik Argentinien, Nationales Kulturkomitee, Ansichten von Gemeindeschulen), Album (Leder), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-83/624
  • Anonym, Afrika und Ägypten (Porträts und Landschaften), undatiert, Gelatineentwicklungspapiere, Album (Leder), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-91/368
  • Anonym, Thailand (Porträts und Ansichten aus Bangkok), gesammelt von einem amerikanischen Missionar, ca. 1880-1890er Jahre, 26 Albuminpapiere, Album (Leder mit Goldprägung und Bildern), Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Inv.Nr. FM-83/622

Künstler*innen

Das Projekt ermöglicht es Künstler*innen im Dialog mit Wissenschaftler*innen an einem historischen Bestand der Sammlung zu arbeiten und diesen als Ausgangspunkt und Inspiration für ein eigenes, neues künstlerisches Projekt zu nutzen. Mit kuratorischer Begleitung produzieren sie ein neues Projekt und erarbeiten eine Präsentation in einer begleitenden Publikation. Nach Wiedereröffnung des Hauses wird die neu entstandene Arbeit im Dialog mit dem historischen Bestand ausgestellt.

Was die ausgewählten Künstler*innen erwartet:

  • eine Projektlaufzeit von einem Jahr, beginnend im März 2025
  • ein Stipendium von insgesamt 12.000 €
  • ein Produktionsbudget von maximal 10.000 € für eine neue Arbeit
  • Übernahme der Reisekosten nach München
  • eine Publikation, die die neue Arbeit sowie die wissenschaftlichen Ergebnisse und das historische Konvolut vorstellt
  • eine Ausstellung nach Wiedereröffnung des Museums 2031
  • die Chance, die entstandene Arbeit zeitnah nach ihrer Fertigstellung an einem externen Ort zu zeigen (tbc)
  • Zugang zu einer der größten und breitesten Fotosammlungen Europas
  • Arbeit im Dialog mit einem*r Wissenschaftler*in zum selben Thema
  • kuratorische Begleitung der entstehenden Arbeit
  • Öffentlichkeit durch eine Buchvorstellung im Anschluss an das abgeschlossene Projekt; künftige Teilnahme an Events und Talks
  • Netzwerk

Einzureichende Unterlagen sind: ein bestehendes Archivprojekt als Referenz, Konzept für eine neue Arbeit auf Basis des Konvoluts der Sammlung Fotografie, Lebenslauf inkl. Ausstellungs- und Publikationsliste. Mit der Bewerbung geht die Zustimmung einher, dass die entstehenden Bilder für die Bewerbung des Projektstipendiums verwendet werden können. Alle Bilder werden mit Copyrightangabe versehen. Die produzierte Arbeit geht in die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums ein.

Wissenschaftler*innen

Das Projekt ermöglicht es Wissenschaftler*innen gemeinsam mit einem*r Gegenwartskünstler*in an einem historischen Bestand der Sammlung Fotografie zu arbeiten, diesen zu erforschen und auf seine Relevanz in der Gegenwart zu befragen. Die Untersuchungen zum Bestand werden in einem wissenschaftlichen Essay zusammengefasst, der in der begleitenden Publikation veröffentlicht wird.

Was die ausgewählten Wissenschaftler*innen erwartet:

  • eine Projektlaufzeit von einem Jahr, beginnend im März 2025
  • ein Texthonorar von 4.000 €
  • Übernahme der Reisekosten nach München
  • eine Publikation, die die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie die neue künstlerische Arbeit und das historische Konvolut vorstellt
  • Zugang zu einer der größten und breitesten Fotosammlungen Europas
  • Arbeit im Dialog mit einem*r Gegenwartskünstler*in zum selben Thema
  • fotohistorische Begleitung der Untersuchung
  • Öffentlichkeit durch eine Buchvorstellung im Anschluss an das abgeschlossene Projekt; künftige Teilnahme an Events und Talks
  • Netzwerk

Geforderte Unterlagen sind: Eine bereits veröffentlichte Textprobe von max. 10 Seiten in deutscher oder englischer Sprache, ein Lebenslauf inkl. Publikationsliste und ein auf das ausgeschriebene Konvolut passende Motivationsschreiben. Mit der Bewerbung geht die Zustimmung zum Abdruck der entstandenen Texte in der begleitenden Publikation einher.

Voraussetzungen

Der Open Call richtet sich an professionell arbeitende Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, die bereits Ausstellungs- und Projekterfahrung aufweisen können. Die Ausschreibung ist altersoffen. Eine spezifische Ausbildung ist nicht vorausgesetzt, wird im Regelfall aber durch ein abgeschlossenes Studium an einer Kunstakademie oder Universität abgedeckt sein.

Die Bewerbung erfolgt über die Plattform Picter bis zum 10.02.2025.

Fragen zum Projekt beantwortet das Team der Sammlung Fotografie unter E-Mail fotografie.stadtmuseum(at)muenchen.de.

Artists on Photography ist ein Format von

2025 wird das Projekt ermöglicht durch


Besuchsinformation

Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums bleibt weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag / Mittwoch 18.30 Uhr und 21.00 Uhr
Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
Bus 52/62 Haltestelle St.-Jakobs-Platz

Kontakt

St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel. +49-(0)89-233-22370
Fax +49-(0)89-233-25033
E-Mail stadtmuseum(at)muenchen.de
E-Mail filmmuseum(at)muenchen.de

Kinokasse Tel. +49-(0)89-233-24150