Januarstreik 1918

Kurt Eisner weiß: Mit der Ernennung von Feldmarschall von Hindenburg und General Ludendorff als Doppelspitze der Obersten Heeresleitung beginnt im August 1917 die politische Liquidation des von Bismarck geschaffenen Deutschen Reiches. Sowohl der Kaiser als auch das Parlament unterstehen jetzt der Diktatur des Militärs.

Von der Friedensresolution der Reichstagsmehrheit bleibt daher nicht viel mehr übrig als ein Stück Papier. 

Der Belagerungszustand über die gesamte Bevölkerung wird notorisch. Gehorsamsverweigerung und Hungerstreiks bei der Hochseeflotte werden mit Todesurteilen und Zuchthausstrafen beantwortet. Der von der militärischen Führung verfolgte „Siegfrieden“ an allen Fronten bedeutet auch eine Kriegserklärung nach Innen.

Kurt Eisner nimmt diese Provokation an. Er will den politischen Massenstreik. Er erhofft ihn sich als Auftakt zu einer proletarischen Revolution in Deutschland.

Seit dem frühen Morgen des 31. Januar 1918 versammelten sich die Belegschaftsmitglieder der Bayerischen Geschützwerke, Teile der Belegschaft der Lokomotivfabrik Maffei sowie die Arbeiter und Arbeiterinnen der Lederfabrik Gebrüder Hesselberger und des neuen BMW-Werkes (ehemals Rapp-Werke) zur Auftaktkundgebung in der Schwabinger Brauerei.

Um 1 Uhr mittags begann der Straßenumzug der streikenden Arbeiter. In ruhiger und ernster Stimmung marschierten sie. Es wurde nicht gesungen, kaum gesprochen. Sie trugen keine Fahnen, keine Plakate. An Fabriken, Kasernen, Lazaretten ging es vorbei. Zurufe hallten zu den dicht besetzten Fenstern hinauf: 'Kommt mit! Wir wollen den Frieden!'. Auf den Straßen war viel Polizei, man sah militärische Motorrad-Meldefahrer, da und dort auch einen Offizier zu Pferde, aber sonst kein Militär. Zu Zusammenstößen kam es nicht. Der Zug ging nach dem Innern der Stadt. Der Saal, worin man sich wieder versammeln wollte, war bereits von den Arbeitern der Bayrischen Motorenwerke besetzt. Redner war der Führer der Münchener SPD, Erhard Auer.

(Felix Fechenbach, Der Revolutionär Kurt Eisner. Aus persönlichen Erlebnissen, Berlin 1929)

Kurt Eisner und weitere USPD-Mitglieder waren noch in der Nacht zum 1. Februar 1918 verhaftet und in das Polizeipräsidium an der Ettstraße verbracht worden.

Am 1. Februar 1918 befanden sich in München etwa 8.000 Arbeiter und Arbeiterinnen im Streik. Die Versammlung der Bayerischen Geschützwerke in der Schwabinger Brauerei diskutierte den Verdacht, „dass die Münchner sozialdemokratischen Arbeiterführer an der Verhaftung Eisners und Genossen nicht unschuldig seien“.

Es wurde ein Demonstrationszug zum Polizeipräsidium beschlossen, um Auskunft über die Gründe der Verhaftungen zu erhalten und die Freilassung der Gefangenen zu verlangen. Der Zug führte mit zirka 6.000 Teilnehmern durch die Leopold- und Ludwigstraße, bog in die Georgen- und Türkenstraße ein, folgte der Barer- und Max-Josef-Straße und gelangte über den Maximiliansplatz in die Maxburgstraße.

Eine Delegation der Streikenden wurde bis zum abgeriegelten Polizeipräsidium in der Ettstraße vorgelassen und vom Polizeipräsidenten mit der Auskunft abgespeist, dass nicht er, sondern die Staatsanwaltschaft zuständig sei. 

An diesem und den folgenden beiden Tagen fanden weitere Betriebsversammlungen und Kundgebungen statt, die jetzt unter der Leitung von neu ernannten Betriebs-Ausschüssen standen.

Mit einer letzten Kundgebung auf der Theresienwiese am Sonntag, den 3. Februar, mit 2.000 bis 3.000 Teilnehmern und einem erneuten Marsch zum Polizeipräsidium, der durch die Münchner Innenstadt führte und unterwegs auf etwa 5.000 Menschen anwuchs, endete der Ausstand.

Bis zur Auflösung der staatlichen Strukturen in Verwaltung und Militär im Herbst 1918 fanden in München und in ganz Bayern nur noch vereinzelte, politisch motivierte Streikaktionen oder Friedensdemonstrationen statt.

Aktivisten und Aktivistinnen um Kurt Eisner im Januarstreik 1918


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