Restitution an die Familie Siegfried Lämmle
Der Kunsthändler Siegfried Lämmle hatte sich auf den Handel mit Skulpturen, Kunstgewerbe, Gemälden und Grafiken spezialisiert. Seine 1894 gegründete Kunst- und Antiquitätenhandlung befand sich seit 1922 im repräsentativen Almeida-Palais in der Brienner Straße 51. Seit der Jahrhundertwende war sie eine der beliebtesten Adressen für Museen und Sammler*innen aus ganz Deutschland. Im 1864 gegründeten Münchner Altertumsverein war Lämmle Ehrenmitglied und gehörte auch der "Vereinigung der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung München e. V." an. Seit 1928 unterstützte ihn sein Sohn Walter in der Kunst- und Antiquitätenhandlung.
Im August 1935 informierten die Nationalsozialisten Siegfried Lämmle über seinen Ausschluss aus der "Reichskammer der bildenden Künste". Im Herbst 1936 begannen Siegfried und Walter Lämmle mit der Auflösung ihrer Kunsthandlung. Ihre Einwände gegen die erzwungene Liquidation des Geschäfts bei der "Reichskammer" blieben erfolglos. Sie mussten ihre kostbaren Waren zu Schleuderpreisen verkaufen und der Schließung ihrer erfolgreichen Kunst- und Antiquitätenhandlung zusehen.
Am 30. September 1938 flüchtete Siegfried Lämmle mit seiner Ehefrau Betty über Frankfurt a.M. in die USA. In Los Angeles erwartete ihn sein Bruder Carl, der als Filmproduzent arbeitete und 1912 die Universal Studios gegründet hatte. Zusammen mit seinem Sohn Walter eröffnete Siegfried Lämmle in Los Angeles die Laemmle Gallery.
Im September 1936 hatte Siegfried Lämmle seine Kunden über die bevorstehende Auflösung seines Geschäfts informiert und stellte starke Preisreduzierungen in Aussicht. Unmittelbar danach erschien Museumsdiektor Konrad Schießl in der Kunst- und Antiquitätenhandlung. Bis 1937 erwarb er in mehreren Ankäufen für das Münchner Stadtmuseum insgesamt 122 Kunstwerke, darunter ein bedeutendes Konvolut den sogenannten "Krumpper-Nachlass".
Der Krumpper-Nachlass besteht aus 52 architektonischen Zeichnungen des Münchner Bildhauers und Architekten Hans Krumpper sowie Künstler*innen wie Friedrich Sustris, Johann Mathias Kager und Hubert Gerhard. Überwiegend handelt es sich hierbei um Entwürfe aus der Zeit um 1600 für die Innenraumausstattungen von Münchner Kirchen. Dieses Konvolut ist ein Kulturdokument von höchster Bedeutung und größter Seltenheit. Bereits vor 1936 hatte Direktor Schießl mehrmals versucht, diesen Nachlass bei Lämmle zu erwerben. Erst die erzwungene Auflösung seines Geschäftes und eine drastische Preissenkung machte diese Erwerbung möglich.
Im Anschluss an die Forschungen des Münchner Stadtmuseums zu diesem Ankauf konnten die Erb*innen von Siegfried Lämmle in Amerika mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde in Wien ausfindig gemacht werden. Die Familie stimmte einem Rückkauf der Erwerbungen zu. So konnte der Krumpper-Nachlass als bedeutendes Zeugnis der Münchner Baugeschichte in der Stadt erhalten bleiben. Das Münchner Stadtmuseum hat die Geschichte der Familie Lämmle in der Ausstellung "Ehem. jüdischer Besitz" – Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus (April 2018 bis Januar 2019) dokumentiert. Zur Eröffnung dieser Ausstellung durfte das Museum vier Mitglieder der Familie Lämmle aus den USA in München begrüßen.
Das Münchner Stadtmuseum hat guten Kontakt zur Familie und konnte erwirken, dass die Enkelin von Siegfried Lämmle in einem Interview von ihren Erinnerungen an ihren Großvater Siegfried Lämmle und die Kunsthandlung in der Brienner Straße berichtet:
Interview Nina McGehee mit ihrer Mutter Hilde Gasierowicz
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