leere Kinostuhlreihen aus rotem Stoff von hinten

Rumänisches Filmfestival

Rumänisches Filmfestival

Das erste Motorrad der Marke Mobra lief 1971 in Braşov (Kronstadt) vom Band. Für die Werbung war wichtig, dass es ein Zweisitzer war. Vorn saß der stolze Eigentümer, und hinten eine schöne Frau. So denkt es sich auch der Vater des jungen Horia in dem Film von Ana-Maria Comănescu. Der Sohn ist ein wenig ungeschickt im Umgang mit Mädchen, umso mehr soll ihm die rote Mobra, die er zum Geburtstag bekommt, endlich zu erotischen Erfolgen verhelfen. Horia aber hat schon eine Angebetete. Sie lebt am anderen Ende Rumäniens.
Für die Frage, wo Rumänien anfängt und wo es aufhört, gab es historisch unterschiedliche Antworten. Die größte Ausdehnung hatte es 1918 nach dem Ersten Weltkrieg. Dieses Groß-Rumänien taucht auch in Filmen immer wieder auf, es bildet einen Bezugspunkt für verschiedene Konzepte von Nation. Eine der möglichen Formen, sich eine Vorstellung vom eigenen Land zu machen, ist eine Rundreise. HORIA macht das Publikum mit dem eigenen Land bekannt. Wenn man aus dem tiefen Osten kommt (südlich der Donau, wo das Gras von der Sonne verdorrt und viel Staub in der Luft ist), wie kommt man von dort nach Cluj? Wo überquert man die Donau? (In Brăila.) Und weiter geht es, über Târgoviște und Brașov, über Berge und durch Ebenen, über die Karpaten und schließlich die Transalpina. Auch Alexandru Solomon unternimmt in seinem Dokumentarfilm über den Mönch Arsenie Boca eine Rundfahrt. Er spricht ironisch von einer Pilgerreise. Aber gibt es nicht auch so etwas wie demokratische Wallfahrten? Zu Orten, an denen etwas passiert ist, was für das Gemeinwesen eine Bedeutung gewonnen hat?
Staaten sind seltsame Konstruktionen, die auf Grenzen in einer Landschaft beruhen, auf historischen Bezugspunkten und auf einer Bürokratie, die Ausweise ausstellt. In Europa hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ordnung herausgebildet, die Grenzen nicht mehr in Frage stellt. Deutschland hat die Oder-Neiße-Grenze akzeptiert. Polen hat seine Gestalt gefunden. Ex-Jugoslawien hat eigentlich genug gelitten, um in Bosnien oder im Kosovo nicht noch einmal von vorne anzufangen. Russland allerdings will die Ukraine vernichten. Vor diesem Hintergrund hat Rumänien eine erstaunliche Stabilität erreicht. Eine Vereinigung mit Moldawien ist nicht ganz ausgeschlossen, denkbar wäre dies allerdings nur als friedlicher, diplomatischer Akt. Und dann bliebe immer noch das Problem Trans-Nistrien. Das ist – bildlich wie buchstäblich – vermintes Gelände, wie der Film THUNDERS zeigt, in dem ein junges Mädchen und sein bester Freund Gefahr laufen, an den Folgen einer alten Geschichte zu sterben.
Alte Geschichten sind der Stoff, auf den Staaten sich beziehen. Das Kino erzählt diese alten Geschichten immer wieder neu, es bringt sie auf den aktuellen Stand. Manchmal sind kanonische Texte die Vorlage, wie bei dem Film HOLY WEEK von Andrei Cohn: Adaptionen von Ion Luca Caragiale sind ein zentraler Bestandteil des rumänischen Kinos, immer wieder kommen Regisseure auf den geliebten Erzähler und Dramatiker zurück. Hier ist es eine Novelle, die ein jahrhundertealtes Konfliktthema dramatisch veranschaulicht: Können Juden und Christen in Rumänien friedlich zusammenleben? Können gesellschaftliche Minderheiten insgesamt miteinander auskommen? Auch in dem Film ARSENIE ist zu sehen, wie Vertreter der Kirche gegen Menschen hetzen, die nicht den Vorstellungen von »traditioneller Familie« entsprechen. Der Film macht allerdings auch deutlich, dass Rumänien insgesamt aus einer teils sehr konfusen Vielfalt an Vorstellungen besteht. Was die Identität von Rumänien ausmacht, verliert sich in privaten Mythologien und abenteuerlichen Vorstellungen von religiöser Bedeutung.

Zum gesamten Text von Bert Rebhandl und dem pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.

Ein Programm in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Förderung der Rumänischen Kultur und Tradition e.V., München.

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Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums bleibt weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag / Mittwoch 18.30 Uhr und 21.00 Uhr
Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

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S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
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Kontakt

St.-Jakobs-Platz 1
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Tel. +49-(0)89-233-22370
Fax +49-(0)89-233-25033
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Kinokasse Tel. +49-(0)89-233-24150