
Rumänisches Filmfestival
Rumänisches Filmfestival

Das Jahr 2022 hat auch für Rumänien vieles verändert. Denn als Mitglied der NATO hat eines der östlichsten Mitglieder der EU einen ungleich besseren Sicherheitsstatus als die benachbarte Ukraine, die nach der Invasion durch Truppen der Russischen Föderation einen einsamen Kampf um die Werte führt, die auch in Rumänien keineswegs garantiert sind: eine gute Regierung, die Freiheit von Korruption, eine liberale Gesellschaft. Man erfährt viel über den Zustand eines Nationalkinos, wenn man es sich vor dem Hintergrund aktueller politischer Ereignisse vergegenwärtigt: Ist es in der Lage, solche Entwicklungen aufzugreifen, ist es vielleicht sogar so geistesgegenwärtig, dass es den Ereignissen manchmal ein wenig voraus ist?
Der moldawisch/rumänische Film CARBON steht diesmal aus verschiedenen Gründen im Zentrum, wenn man sich für diese Fragen interessiert. Ion Borş greift den Transnistrien-Konflikt auf, eine der ersten »imperialen « russischen Interventionen nach dem Zerfall der Sowjetunion. Auch wenn der drunk war von 1992 glimpflich verlief, war damit ein Präzendenzfall gesetzt, auf den der spätere Präsident Putin sich in Georgien und dann in der Ukraine beziehen konnte. Rumänien war damals noch in der Selbstfindung nach dem Sturz der Ceauşescu-Diktatur, EU und NATO waren weit entfernt, die heutige institutionelle Eingebundenheit in die Architektur einer »regelbasierten Ordnung« musste erst erreicht werden. CARBON kann diese Ordnung schon voraussetzen, und beruht zugleich auf dem Entwicklungsstand, den das rumänische Kino seit bald 25 Jahren erreicht hat. Denn längst steht das Land nicht mehr nur für spröde, genau beobachtende, auf Komplexität zielende Autorenfilmarbeit.
Wer in den vergangenen Jahren regelmäßig das Rumänische Filmfestival im Filmmuseum besucht hat, konnte verfolgen, wie sich eine interessante Form von Kommerzialität und Mainstream herausgebildet hat, die gleichwohl nicht blind ist für die Ansprüche des Festivalkinos. CARBON erzählt vor diesem Hintergrund vom Krieg als Komödie, legt aber gerade dadurch auch den Ernst der Lage frei: Der Nachbarstaat Moldawien, für den immer wieder auch die Möglichkeiten einer Vereinigung mit Rumänien diskutiert wird, erscheint hier als fragile, junge Nation, die gerade im Begriff ist, in die Hände alter Eliten zu fallen – ein Schicksal, das Rumänien selbst nicht unbekannt ist. Die Einbeziehung Moldawiens in den gemeinsamen geschichtlichen Raum durch das populäre rumänische Kino könnte man kritisch auch als kolonial verstehen, sie gewinnt aber vor dem Hintergrund des russischen Imperialismus eine andere Qualität. So vergewissert sich das rumänische Kino immer wieder aufs Neue des Erreichten und des Gefährdeten: Der Rückblick auf die Jahre 1989 bis 1992 bleibt so konstitutiv, wie 1945 für das Nachkriegseuropa entscheidend war, das den Systemkonflikt zwischen Staatskommunismus und offenen Gesellschaften ausprägte.
Bert Rebhandl
Ein Programm in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Förderung der Rumänischen Kultur und Tradition e.V., München.
Zum gesamten Text von Bert Rebhandl und zum pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.
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Jeden 2. Mittwoch im Monat sind ausgewählte Ausstellungen bis 20.00 Uhr geöffnet.
FreitagNACHTSgeöffnet!
Jeden 2. Freitag im Monat ist die Ausstellung "Nachts. Clubkultur in München" bis 22.00 Uhr geöffnet.
Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag - Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag - Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 17.00 Uhr
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