leere Kinostuhlreihen aus rotem Stoff von hinten

Rainer Werner Fassbinder

Rainer Werner Fassbinder, Schauspieler

Keinen Abschluss vorzuweisen, aber unbedingt zum Film wollen – Rainer Werner Fassbinder tat, was viele in dieser Lage tun: Er besuchte eine Schauspielschule und hoffte, damit seine Chancen, bei einer Filmhochschule zu landen, zu verbessern. Zwei Jahre lang, vom 1. April 1964 bis 31. Mai 1966, absolvierte er eine Ausbildung im Schauspielstudio Fridl Leonhard in der Triftstraße; nicht bloß zwei Monate, wie es in Biografien steht, wo die Legende vom genialen Senkrechtstarter gepflegt wird. In dieser Zeit übernahm er Statistenjobs beim Theater und kleine Rollen in Lehrfilmen für die Bundeswehr oder bei Fernsehproduktionen.
Dieser Beschäftigung ging Fassbinder in jenen Jahren, als er über die ersten beiden Kurzfilme noch nicht hinausgekommen war, durchaus professionell nach und hatte mit Ilse Elkins-Rosen eine Agentin, die für Engagements sorgte.
Sie verschaffte ihm in Korbinian Köberles Fernsehspiel FREI BIS ZUM NÄCHSTEN MAL eine Rolle als Mechaniker. In TONYS FREUNDE, ebenfalls eine Produktion der Münchner ndf, spielte er den Gangster Mallard, der den Schlagersänger Tony zu erpressen versucht. Das TV-Musical wollte die Popularität der beliebten Moderatoren der Musiksendung »4-3-2-1 – Hot and Sweet« nutzen: Suzanne Doucet und Ilja Richter stellten ein Geschwisterpaar dar. Fassbinder fand in den Kritiken keine Erwähnung. Bei den Dreharbeiten lernte er Ulli Lommel kennen, der ebenfalls einer von Tonys Freunden war.
Eine durchgehende Rolle hatte Fassbinder in Franz Peter Wirths Fernsehfilm AL CAPONE IM DEUTSCHEN WALD. Eine Bande von Jugendlichen, tagsüber fleißige und unauffällige Arbeiter im Granitwerk, sprengt nach Feierabend Mülltonnen und übt Schießen. Sie begehen Einbrüche, knacken Tresore und terrorisieren bald die ganze Gegend. Ihr Anführer Kalle berauscht sich an Hitler- Reden, versteigt sich immer mehr in ideologische Hirngespinste und will nur »Macht«, während Heini, gespielt von Fassbinder, an der materiellen Seite der Beutezüge interessiert ist. Mit seiner schwarzen Lederjacke, mit Gestik und Mimik, dem gesamten Habitus, ist in dieser Rolle Fassbinder schon unverkennbar.
Dass der erste Kinofilm, in dem er in einer kleinen Rolle (als Soldat) mitwirkte, ein grausamer Flop wurde – MIT EICHENLAUB UND FEIGENBLATT von Franz-Josef Spieker –, war für ihn ohne Bedeutung. Fassbinder hatte mit dem antiteater inzwischen eine andere Spielfläche gefunden.
Hier arbeitete er mit Laiendarstellern, denen er feste Rollenklischees zuwies. Hanna Schygulla war für den Glamour zuständig, andere hatten weit undankbarere Rollen – Irm Hermann etwa musste immer die hysterische Zicke geben. Welches Rollenrepertoire gestand Fassbinder sich selbst zu? Jean-Marie Straub, dessen Inszenierung »Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter« stilprägend für das antiteater werden sollte, besetzte ihn als Zuhälter, eine Rolle, die er u.a. auch in Daniel Schmids SCHATTEN DER ENGEL spielte. An demselben Abend kam im antiteater das Theaterstück »Katzelmacher« zur Uraufführung. Fassbinder war hier Jorgos, der »Griech aus Griechenland«, der Fremdkörper im Provinzkaff. Es war keine wirkliche Hauptrolle, denn es ist ein Ensemblestück, doch die ikonische Szene gehörte ihm: Mit Schygulla auf der Parkbank. Er spricht Gastarbeiter-Deutsch, versteht die Mitmenschen nicht und himmelt Marie an: »Du Augen wie Sterne. « Da war selbst die FAZ beeindruckt: Fassbinder sei »in einer Mischung aus Ausdrucksnot und Empfindung überwältigend.«
Eine Schauspielerkarriere strebte Fassbinder nicht an, machte aber gleichwohl eine. Im Schatten seiner Filme, aber in Filmen von Freunden und Kollegen.

Zum gesamten Text von Michael Töteberg und zum pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.

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