leere Kinostuhlreihen aus rotem Stoff von hinten

Peter Goedel

Werkschau Peter Goedel

Zum 80. Geburtstag


 

Zum Tod von Christian Doermer am 14. Juli 2022 verfasste Peter Goedel diesen Text in Gedenken an seinen Hauptdarsteller in DAS TREIBHAUS.


 

Peter Goedel ist als Film- und TV-Regisseur ein Autorenfilmer, ein Essayist und poetisch Forschender obersten Ranges, mit großer Affinität zur Literatur und Musik. Aus einem sehr schönen, ausführlichen Beitrag des Periodikums »CineGraph« sei mir erlaubt, zwei, drei Dinge herauszupicken. Peter Goedel wurde am 3. April 1943 in Torgau an der Elbe geboren. 1961, wenige Wochen vor dem Mauerbau, floh die Familie über West-Berlin in die BRD. Peter Goedel, den es zum Theater zog, studierte in München und Köln Theaterwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte; er absolvierte eine Schauspielausbildung und reüssierte 1968 als »jugendlicher Liebhaber« in Kleve am Niederrhein. Kleinere TV-Rollen, später auch Regieaufträge fürs Theater (Brecht, Arrabal) und beim WDR (Sendung mit der Maus) folgten ab 1970.
1978: Gründung der Peter Goedel Filmproduktion in München. Die erste freie Produktion ist der Kinofilm TALENTPROBE (1980). Auch danach dreht Peter Goedel weiterhin für den WDR, so für die Reihe »Nachtschalter «: RÜCKKEHR ZU DEN STERNEN. SCIENCE UND FICTION (1983). Die von Kick Film produzierte Patricia- Highsmith-Verfilmung TRIP NACH TUNIS (1993) wartete mit einer englischsprachigen Besetzung auf und erregte die Aufmerksamkeit der französischen Produktionsfirma Tanais. In ihrem Auftrag entstand 1994 die Episode LA STAR DE BABELSBERG für die TV-Krimireihe NOVACEK. Nachdem TANGER – LEGENDE EINER STADT (1998) sich als Verlustgeschäft erwiesen und seine Firma in Schieflage gebracht hatte, musste Peter Goedel verstärkt wieder TV-Auftragsproduktionen annehmen. Diesem Umstand verdanken sich die beiden Marokko-Filme für den BR über die Schriftsteller Mohamed Choukri und Tahar Ben Jelloun (1999 und 2002). Zusammen mit TRIP NACH TUNIS und TANGER bilden sie für mich so etwas wie eine »maghrebinische Tetralogie«.
Die Lage Peter Goedels, dessen Filme fast immer nur einzeln, wegen eines bestimmten Themas, gezeigt wurden, erinnert an die eines Menschen, der im Besitz eines Vorrats von Goldstücken ist, von dem man aber nur kleine Münze verlangt. Glücklicherweise aber gibt es die großen Städte, die für Werke der Filmkunst, die man sonst nur isoliert und speziell genießt, eigene Gattungen von Veranstaltungsorten hervorbringen. Für München ist dies das Filmmuseum, dessen häufiger Besucher Peter Goedel ist. Anlässlich seines 80. Geburtstags widmet das Filmmuseum München ihm eine Werkschau mit insgesamt zehn Filmen, darunter drei Dokumentarfilme, drei Spielfilme und vier Kurzfilme – ein Programm, das Peter Goedel jeden Abend persönlich im Kino begleiten wird. Gerade wegen der Verschiedenartigkeit der Themenkomplexe, die diese Filme zum Gegenstand haben, ist diese Werkschau von ganz besonderem Interesse; zugleich mit dem Dargestellten lenkt auch die Form der Darstellung unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir lernen in Peter Goedel den Autorenfilmer kennen.
Seine Filme geben mir das Gefühl, bei mir selbst und zugleich bei den Dingen zu sein, die sich mir zeigen. Es wird von etwas erzählt, über etwas berichtet, und dann sind da immer wieder Momente, in denen ein Film ganz zu sich selbst kommt; Momente, in denen wir das aus dem Film heraus uns Begegnende rein als es selbst, in seinem eigenen Rang vor uns kommen lassen. An diesen Ruhepunkten atmen die Filme aus. Durch die sinnliche Erscheinung der Menschen und Dinge hindurch dringt dann dasjenige auf uns ein, wonach nie gefragt wird: ihr Sein. Es wird uns auffällig, dass sie sind, und nicht mehr nur, wie sie sind.
Als Akteur des Fernsehzeitalters ist Peter Goedel einer gelehrten und reflektierenden Generation von Filmemachern zugehörig, die die filmische Form um dessentwillen schätzt, was sie aus allen möglichen Wissensgebieten zum Ausdruck zu bringen vermag. Sein Jugendinstinkt hielt ihn jedoch vom Bildungsfernsehen fern. Die Stoffe lösen sich bei ihm aus der Konservierung, in der sie historisch zu werden drohen: Der lebendige Augenblick, in dem die Bild- und Tonaufnahme erfolgt, ist immerzu mit im Spiel. Bei den Gesprächspartnern wirkt das Unausgesprochene, das Geheimnis ihrer Begabung an ihrem Auftreten mit und führt die Filme ins Freie. So zählt auch der Stil Peter Goedels zu seiner Begabung; er ruht unter seinen Filmen und drückt sich in ihnen aus. Sie haben eine große Affinität zur Musik und zur Literatur. Analog zu jener Bewegung, die vom Äußeren der Personen und Dinge in die Wahrnehmung des Seins als einer Gegebenheit führt, verhält es sich in diesen Filmen mit der gesprochenen Sprache. Zwar bleibt sie auch Austauschungsmittel zu gegenseitigem Verständnis, aber es zieht sie – sobald die Filme an Höhe gewinnen – ins Monologische. Das Sprechen findet dann zu sich selbst.
Peter Nau

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