Ousmane Sembène
Retrospektive Ousmane Sembène
Vater des afrikanischen Kinos
Sembène Ousmane (er pflegte den Familiennamen voranzustellen) ist nicht nur einer der bedeutendsten Autoren der schwarzafrikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts, er gehörte auch zu den Begründern und war der überragende Vorkämpfer der afrikanischen Kinematografie. Er war der erste Regisseur aus einem Land südlich der Sahara, der einen langen Spielfilm schuf: LA NOIRE DE ... (DIE SCHWARZE AUS DAKAR), 1966. MANDABI (DIE POSTANWEISUNG), zwei Jahre später entstanden, war der erste Spielfilm, der in einer Sprache des schwarzen Afrikas gedreht wurde.
Heute sind viele – auch wunderschöne – Spielfilme aus Afrika, dem Nahen Osten und manchen asiatischen Ländern weitestgehend Exportprodukte, bestimmt für den internationalen Festival-Circuit und die europäischen Arthouse-Kinos. Anders das Werk von Sembène (1923–2007): Er konzipierte seine Filme strikt für das afrikanische Publikum. Gleich bei unserer ersten Begegnung 1975 (einem Interview für das Festival von Locarno) sagte er: »Wir wollen dem Publikum [in Locarno] zeigen, dass es in unserem Teil der Welt Leute gibt, die kämpfen und die hoffen. Wir wissen, dass wir in unsere [afrikanischen] Realitäten zurückkehren werden, ohne dass uns Locarno etwas gebracht hätte, aber wir haben Locarno etwas gebracht.«
Diese selbstbewusste Ansage galt für sein distanziertes Verhältnis zum europäischen Publikum im Allgemeinen, und er ist ihr treu geblieben. Bei unserer letzten Begegnung, rund ein Jahr vor seinem Tod, befand sich der 83-Jährige auf Promotionstour für den Kinostart von MOOLAADÉ (2004) in Deutschland und der Schweiz und er meinte nüchtern: »Ich habe ein Produkt zu verkaufen. Wenn MOOLAADÉ gut läuft, hilft das, den neuen Film zu finanzieren.« Erst in zweiter Linie führte er an, er wolle einem europäischen Publikum ein anderes Bild von Afrika vermitteln als jenes der Fernsehnachrichten mit ihren Katastrophenmeldungen.
Das dringende Bedürfnis, sich seinen Landsleuten verständlich zu machen, hatte den als Schriftsteller bereits anerkannten Sembène 1961 veranlasst, mit fast vierzig Jahren einen neuen Beruf zu erlernen, das Filmemachen. Angesichts einer afrikanischen Bevölkerung, die zu 80% aus Analphabeten bestand, konnte er sein Publikum mit den – französisch geschriebenen – literarischen Arbeiten nicht erreichen. Nach einer Ausbildung am Maxim-Gorki-Studio in Moskau drehte er seinen ersten kürzeren Film. Seit 1968 werden in seinen Langspielfilmen vorwiegend afrikanische Sprachen gesprochen, zumeist Woloff. Neben der Filmarbeit trat Sembène weiterhin als Autor literarischer Werke hervor, die oft den Stoff für seine Filme lieferten, manchmal aber auch parallel zu diesen oder danach geschrieben wurden.
Den Ehrennamen eines »Vaters des afrikanischen Kinos« verdient er zusätzlich, weil er sich generell für das Filmschaffen in Afrika und eine tragfähige Infrastruktur engagierte. Er war einer der Gründer des Verbandes der afrikanischen Filmschaffenden (FEPACI) und des panafrikanischen Filmfestivals in Ouagadougou (FESPACO), der beiden wichtigen Plattformen des Austausches zwischen den Filmschaffenden des Kontinents und ihres gemeinsamen Kampfes. Die Dreharbeiten zu seinen Filmen gestaltete er jeweils als Ausbildungsorte für jüngere Filmschaffende. Sembène, der immer auch für Drehbuch und Produktion seiner Filme (mit-)verantwortlich zeichnete, war stolz, mit CAMP DE THIAROYE (1988), einem zweieinhalbstündigen historischen Film, zu beweisen, dass selbst ein so aufwändiges Werk als rein afrikanische Produktion entstehen konnte, ohne das Geld und den Einfluss von Koproduzenten aus europäischen Ländern.
Zum gesamten Text von Martin Girod und dem pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.
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