leere Kinostuhlreihen aus rotem Stoff von hinten

Josef von Sternberg

Ein Wiener aus New York an Hollywoods Fließband

Fortsetzung der Retrospektive Josef von Sternberg von THE SCARLET EMPRESS bis JET PILOT. Der folgende Text ist die leicht gekürzte Fassung eines Artikels von Frieda Grafe, den die Filmkritikerin anlässlich der ersten Sternberg gewidmeten Retrospektive im Filmmuseum 1987 für die »Süddeutsche Zeitung« schrieb. Aus: Frieda Grafe, »In Großaufnahme. Autorenpolitik und Jenseits «, © Verlag Brinkmann & Bose Berlin 2005.

DER BLAUE ENGEL ist ein lupenreiner Hollywoodfilm und ein Juwel von einem Tonfilm. Man sollte sich von den in Babelsberg gebauten krummen deutschen Gassen und spitzgiebligen Häuser nicht täuschen lassen, das sind amerikanische Einstellungen von deutschen Kinobildern. Auch wenn Marlene Dietrich da noch Deutsche ist, inszeniert der Film die Geburt eines Stars, der den expressionistischen Hauptdarsteller Emil Jannings vom Sockel stößt. Mit dem Professor Unrath aus Heinrich Manns Roman und dessen Deutschland hat das nicht mehr zu tun als SHANGHAI EXPRESS und SHANGHAI GESTURE mit China, die SCARLET EMPRESS mit Russland und THE DEVIL IS A WOMAN mit Spanien. DER BLAUE ENGEL ist eine Chinoiserie.
In Wien geboren, kurz vor der Jahrhundertwende, mit sieben Jahren ausgewandert nach Amerika, bald schon wieder zurück in Wien und ebenso bald wieder zurück nach Amerika, hatte Sternberg, als er 1929 nach Berlin kam und den ersten Ufa-Tonfilm drehte, in Hollywood erfolgreiche Stummfilme gemacht und schon Erfahrungen mit Tonfilm. Der Ton, der die Karriere berühmter Stummfilm-Regisseure beendete, war für ihn kein Problem. Er band ihn ein in seine Bildästhetik, er behandelte ihn souverän visuell, er hielt den Zuschauer an, auch seine Ohren zum Sehen zu gebrauchen.
Trotz einer Reihe sehr erfolgreicher Filme, der Serie mit Marlene Dietrich als Star, wurde er doch ein Opfer Hollywoods. Seine Formel, Massenappeal und Kreatives miteinander zu verflechten, Autorenfilm und Studiokino, funktionierte, bis der Krieg ausbrach und der Faszination durch das Fremde, das Europäische, durch die alte Kultur ein Ende machte. Nach 1968 brachte diese Formel, die alles andere als eine Synthese oder ein Einklang war, ihm den Ruf ein, ein besonders perfider Hollywoodagent zu sein, und in Bezug auf Frauen, auf die Fetischisierung seiner Stars, ein postbourgeoiser Macho.
»Kinder, heut' Abend da such' ich mir was aus«, das hieß nicht etwa: Frauen, im Sturmschritt, stürzen sich auf die Macht der Männer, sondern Frauen feiern die männlichen Eigenschaften als die einzig wahren.

Zum gesamten Text von Frieda Grafe und dem pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.

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