
Josef von Sternberg
Svengali Jo – Technik als Kunstmittel

Frieda Grafe und ihr Mann Enno Patalas wurden im Oktober 1966 während der Mannheimer Dokumentarfilmwoche Josef von Sternberg vorgestellt. Frieda Grafe plante einen Aufsatz über den Regisseur für die Zeitschrift Filmkritik, den sie Sternberg später zuschickte. Dieser reagierte mit einem Scheck im Wert von 24 Mark für ein Jahresabonnement der Filmkritk. Der folgende Text ist eine gekürzte Fassung des Aufsatzes, der unter dem Titel »Svengali Jo – Technik als Kunstmittel« zuerst erschienen ist in: Filmkritik 1/67. Neu veröffentlicht in: Frieda Grafe, »Aus dem Off. Zum Kino in den Sechzigern«, © Verlag Brinkmann & Bose Berlin 2003. Im Oktober 1967 besuchte Josef von Sternberg München und stellte im Kino des Filmmuseums die erste deutsche Ausgabe seiner Autobiografie »Fun in a Chinese Laundry« vor sowie seinen unvollendeten Film I, CLAUDIUS. Auch bei dieser Gelegenheit traf er sich mehrmals mit Frieda Grafe und Enno Patalas und es entwickelte sich in der Folge ein ungewöhnlicher Briefwechsel (ebenfalls veröffentlicht in dem Band »Aus dem Off – Zum Kino in den Sechzigern«) zwischen der damals 33 Jahre alten Filmkritikerin und dem fast vierzig Jahre älteren Regisseur, der unverblümt aus Los Angeles schreibt: »Die Zeit, die ich mit Euch verbracht habe, war wunderschön. Das Essen, das Frieda machte – war ein Traum. Übrigens bin ich verliebt in Frieda. Schade, dass ich so weit weg bin. Jo«. 1987 widmete Enno Patalas, mittlerweile Leiter des Filmmuseums, Sternberg eine ausführliche Retrospektive. Nun gibt es eine Neuauflage, ergänzt durch einen Vortrag von Alexander Horwath über den verlorenen Film THE CASE OF LENA SMITH und den Dokumentarfilm MEISTER DER SZENE, den Frieda Grafe und Enno Patalas 1994 über Josef von Sternberg gedreht haben. Der erste Teil von Sternbergs Werk wird im aktuellen Programm bis Juni gezeigt, der zweite im kommenden Herbstprogramm ab September 2023.
Svengali Jo. Josef von Sternberg – Technik als Kunstmittel
Er steht in dem Ruf, anmaßend, exzentrisch und bissig zu sein. Seine Kleidung ist auch heute noch so ausgefallen, wie man es sich bei einem Filmregisseur der Dreißigerjahre vorstellt: taillenlange, weiche, weiße Wolljacken und Seidenschals im offenen Hemd. Seine Autobiografie, die kürzlich in Amerika, England und Frankreich erschien, wird die Vorurteile all jener bestätigen, die sowieso etwas gegen ihn haben. Das Motto des ersten Kapitels, er schreibt es einer »unbekannten Quelle« zu, lautet: »Niemand ist so groß, dass er sich Josef von Sternberg am Set von SHANGHAI EXPRESS selbst klein machen müsste«, und im fünften Kapitel gibt es eine lange Passage, die sich ausnimmt wie eine Kontrafaktur von Paulus’ Zweitem Korintherbrief; da zählt Sternberg auf, was ihm an guten und schlechten Dingen widerfahren ist in China und Mexiko, in Monte Carlo und Benares, beim Hochamt im Vatikan und beim Drehen tibetanischer Gebetsmühlen, in Bordellen, Opiumhöhlen und Blindenanstalten. Als Kind mittelloser Wiener Auswanderer kam Sternberg im Alter von sieben Jahren nach Amerika und machte dort eine von jenen exemplarischen Karrieren, die Hollywoods Fama der unbegrenzten Möglichkeiten mitformten. Er ist ein ganzer Hollywoodregisseur. Europäisches und Amerikanisches vermischten sich bei ihm wie – abgesehen vielleicht von Chaplin und von Hitchcock – bei keinem anderen Filmemigranten, der in Amerika arbeitete. Er hat sich virtuos aller Mittel der Traumfabrik bedient, um Filme zu machen, die im Gegensatz zu deren Produkten auf der Trennung von Realität und Illusion insistieren.
Zum gesamten Text von Frieda Grafe und dem pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.
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