Fritz Arno Wagner
Kamera: Fritz Arno Wagner
Der Kameramann solle ein Maler sein, aber nicht ein Maler, der sklavisch die Natur und den Menschen kopiert, ohne den Charakter zu durchdringen und zu verstehen, sagt Fritz Arno Wagner in einem Interview 1934 dem Magazin »film art«, und er solle nicht mechanisch den Anweisungen folgen, sondern kooperativ seiner inneren Natur folgen und Bilder aus ihr schaffen. Wagners selbstbewusste Persönlichkeit deutet sich hier an, die sich in langen Jahren eigenständiger Arbeit geprägt hat, und es lassen sich schon potentielle Konfliktlinien mit Regisseuren erahnen.
Wagner wird 1884 in der thüringischen Provinz, in Schmiedefeld am Rennsteig, geboren und findet seinen Weg zum Film, dreht für Wochenschauen weltweit und als Kriegsberichterstatter, bevor er zum Spielfilm kommt. Diese dokumentarischen Arbeiten prägen seinen Arbeitsstil. Er lernt, wie er auch unter widrigsten Umständen zu aussagekräftigen Kadragen kommt und welche Bilder es braucht, um eine Situation zu beschreiben. Erst als er Mitte Dreißig ist, dreht er 1919 einen inszenierten Film als zweiter Kameramann unter seinem Kollegen Theodor Sparkuhl, MADAME DUBARRY (Regie: Ernst Lubitsch). Seine in den Anfangsjahren notwendigerweise trainierte Flexibilität fördert nun seine Karriere, und schnell arbeitet er selbstständig mit Regisseuren wie Friedrich Wilhelm Murnau, Arthur Robison und Alexander Korda. Für Fritz Lang fotografiert er 1921 drei Episoden von DER MÜDE TOD. Mit DIE LIEBE DER JEANNE NEY beginnt 1927 die Zusammenarbeit mit Georg Wilhelm Pabst, die sich über vier weitere Filme bis 1931 erstreckt. Geschätzt wird schon 1928 im »Film-Kurier« Wagners Fähigkeit, den Stil seiner Aufnahmen dem Charakter des Films anzupassen. Durch seine bedingungslose Fixierung auf die Arbeit dreht er unter den Nazis auch mehrere Propagandafilme. Aber ein Nazi gewesen zu sein, davon spricht ihn Lotte H. Eisner in ihrem Nachruf frei. 1948 fotografiert Wagner für die DEFA DIE BRÜCKE, bevor er dann in den Westen wechselt, wo er eher Unterhaltungsfilme dreht. Während der Aufnahmen zu OHNE MUTTER GEHT ES NICHT (Regie: Erik Ode) stürzt er vom Kamerawagen und stirbt am 18. August 1958 in Göttingen.
Zum gesamten Text von Axel Block und dem pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.
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