
Denis Villeneuve
Das Kino von Denis Villeneuve

Als Denis Villeneuve 2011 in Kanada mit dem National Arts Centre Award geehrt wurde, drehte er anlässlich der Preisverleihung einen Kurzfilm mit dem irreführenden wie schönen Titel RATED R FOR NUDITY. Irreführend, weil es im Film gar keine nackten Körper zu sehen gibt. Schön, weil Villeneuve stattdessen spielerisch sein künstlerisches Selbst entblößt: Selbstironisch gibt der Regisseur vor, sein Publikum mit suggestiven Bild- und Texteinblendungen zu beeinflussen und gewährt dabei auch gleich Einblick ins eigene Unterbewusstsein. Insbesondere, wenn eine Stimme aus dem Off sinngemäß sagt »Mein Traum war es, der nächste Ingmar Bergman zu sein«, dazu auf der Leinwand aber der Name Steven Spielbergs eingeblendet wird. Dieser subtile Witz nahm erstaunlich prophetisch vorweg, warum der frankophone Kanadier nur wenige Jahre später so gefragt in Hollywood sein sollte. Denn dort, wie auch im Rest der Welt gilt Denis Villeneuve heute als Künstler, der die vermeintlich ausschließlichen Qualitäten eines Bergman und eines Spielberg vereinen kann. Tatsächlich versteht es Villeneuve wie nur wenige zeitgenössische Filmemacher, komplexe psychologische Innensichten in eine eindrückliche, mühelos zwischen Realismus und Phantasmagorie oszillierende Bildsprache zu übersetzen.
»Chaos is order yet undeciphered« – die These, dass Chaos nichts anderes als eine noch nicht entschlüsselte Ordnung ist, stellte Denis Villeneuve dem mit beklemmender Präzision abgezirkelten Albtraum von ENEMY, seinem ersten englischsprachigen Film, voran. Sie ist indes auch für sein gesamtes Werk gültig, denn immer wieder zeigt Villeneuve, wie seine Figuren in buchstäblichen oder zivilisatorischen Wüsten darum ringen, sich selbst, einander und die unwirtliche Welt um sich herum zu begreifen, zwischen Willkür und Sinn, Trauma und Transzendenz, Entropie und Erkenntnis.
In nunmehr knapp einem Vierteljahrhundert als Filmemacher hat Denis Villeneuve den Weg aus Québec zu den Sternen gefunden. Was seine so unterschiedlichen Arbeiten eint, ist eine Aufrichtigkeit im Umgang mit den Figuren, zu denen seine Filme eine empathische, nicht selten schmerzliche Nähe wahren. Und dass er dabei zwischen Autorenfilm und Blockbuster seinen Stilwillen und dramaturgischen Mut bewahrt hat und sich zugleich frei von Manierismen zeigt, ist nichts weniger als ein Glücksfall für das Weltkino. Darum ist auch egal, welche Herausforderung als Nächstes für den Regisseur kommen mag, die Zeit der Vergleiche ist vorbei. Nicht Ingmar Bergman. Nicht Steven Spielberg. Sondern einfach Denis Villeneuve.
David Kleingers
Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband kommunaler Filmarbeit e.V. und dem National Film Board of Canada. Unterstützt von der Vertretung der Regierung von Québec, Société de développement des entreprises culturelles du Québec (SODEC), Téléfilm Canada und der Botschaft von Kanada in Berlin.
Zum pdf der Filmreihe mit allen Titeln und Terminen.
Besuchsinformation
Öffnungszeiten
Dienstag - Sonntag 10.00-18.00 Uhr
Montags geschlossen
MittwochAbendGeöffnet!
Jeden 2. Mittwoch im Monat sind ausgewählte Ausstellungen bis 20.00 Uhr geöffnet.
FreitagNACHTSgeöffnet!
Jeden 2. Freitag im Monat ist die Ausstellung "Nachts. Clubkultur in München" bis 22.00 Uhr geöffnet.
Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag - Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag - Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 17.00 Uhr
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
Bus 52/62 Haltestelle St.-Jakobs-Platz
Kontakt
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel. +49-(0)89-233-22370
Fax +49-(0)89-233-25033
E-Mail stadtmuseum(at)muenchen.de
E-Mail filmmuseum(at)muenchen.de
Kinokasse Tel. +49-(0)89-233-24150