Leviathan | Russland 2014 | R: Andrej Zvjagincev | B: Andrej Zvjagincev, Oleg Negin | K: Michail Kričman | M: Philip Glass | D: Aleksej Serebrjakov, Jelena Ljadova, Sergej Pochodajev, Vladimir Vdovičenkov, Roman Madjanov | 142 min | OmU | Seit Urzeiten schwimmt Leviathan, das mythische Seeungeheuer, durch die kollektive Phantasie. Es entsetzt den Hiob, begeistert den Hobbes und raubt dem Ahab den Schlaf. Bei Zvjagincev stellt sich der Automechaniker Nikolaj einer unheiligen Allianz von Politik, Kirche und Justiz beharrlich entgegen und will mit Hilfe eines Moskauer Anwalts sein Häuschen am Ufer der Barentssee gegen die Gier des lokalen Bürgermeisters verteidigen. Der Film beschreibt das Ausgeliefertsein an die Übermacht auch durch die wuchtigen Naturbilder und einen eindringlichen Sound-track von Philipp Glass. Als Parabel macht er uns neben der schieren Größe des Verhängnisses auch die Kleinlichkeit seines Alltags erfahrbar – stellt aber auch die Frage, was Menschlichkeit in der Unterwerfung ausmacht, ob es ein richtiges Leben im falschen geben könne. In Russland wurde der im Westen gefeierte Film zunächst zwar gefördert, dann aber als Nestbeschmutzung kritisiert. Aus psychoanalytischer Sicht werden wir ihn aber weniger danach befragen, wie er das Leben in Russland beschreibt, als danach, welche Untiefen in uns selbst dieser Leviathan berührt.
Eintrittspreis 4 € (3 € bei MFZ-Mitgliedschaft), Aufschläge bei Überlänge, Live-Musik oder 3D. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.