L’assassinat du Duc de Guise (Die Ermordung des Herzogs von Guise)
Entr’acte (Zwischenspiel)
Vormittagsspuk

Stummfilmtage 
in der 
Musikhochschule
Live-Musik: Mark Pogolski & Volta-Ensemble

L‘ASSASSINAT DU DUC DE GUISE (Die Ermordung des Duc de Guise) | Frankreich 1908 | Regie André Calmettes, Charles Le Bargy | Drehbuch Henri Lavedan | Kamera Emile Pierre | Besetzung Charles Le Bargy, Albert Lambert, Berthe Bovy, Gabrielle Robinne, Raphaël Duflos, Albert Dieudonné | Produktion Le Film d‘Art | Premiere 17.11.1908 | Länge 18 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel französisch
Ein dem Theater verpflichteter Versuch, das neue Medium Film dem bürgerlichen Publikum nahezubringen: Ein historisches Ereignis aus dem Jahr 1588 wird in bühnenhaften Tableaus von Schauspielern der Comédie-Française als aufwendiger Kostümfilm nachgestellt. Der angesehene Komponist Camille Saint-Saëns verfasste eine Orchesterpartitur für die Begleitung, die das VOLTA Ensemble der Hochschule für Musik und Theater München unter der Leitung von Mark Pogolski zur Aufführung bringt. Zusammen mit L‘ASSASSINAT DU DUC DE GUISE werden die beiden Filme ENTR’ACTE und VORMITTAGSSPUK gezeigt. 
Die Künstler spielen, ohne zu rennen, bleiben bewegungslos, und dieses Stilmittel verfehlt seine Wirkung nicht. Es war erstaunlich. Es bleibt festzuhalten, dass die erste Produktion der Film d’Art sehr gelungen ist. Le Bargy hat seine Figur sehr sorgfältig und detailliert gestaltet, und diese Details waren eine Offenbarung für den aufmerksamen Zuschauer. Was die erfahrensten Regisseure dieser Zeit – aus Furcht, mit alten Traditionen zu brechen – nicht gewagt hätten, das traute sich ein vollkommener Neuling. Er führte neue Prinzipien ein und kümmerte sich nicht mehr um die Erfahrungen seiner Vorgänger – und seine Methode war richtig. Außer ein paar technischen Regeln existierte nichts mehr von dem, was die alte Schule sich langwierig erarbeitet hatte. Es ist dies die endgültige Niederlage der alten Prinzipien. (Victorin Jasset, Le Cinéma contemporain, in: Ciné-Journal, Oktober/November 1911) 

DIE ERMORDUNG DES DUC DE GUISE strebte danach, das Kino im Namen der »Kunst« zu rehabilitieren. Und da seine Hersteller mit den Traditionen des Theaters er- füllt waren, glaubten sie natürlich, das Kino müsse, um Kunst zu sein, dieselbe Richtung wie das Theater verfolgen. Beachtenswert ist immerhin, dass sich im DUC DE GUISE ungeachtet seiner Theaterhaftigkeit ein gewisses Gefühl für die Unterschiede zwischen den beiden Medien bemerkbar macht. Jedenfalls ist die sprunghafte Folge isolierter »lebender Bilder«, wie es damals üblich war, hier von einer Art bildlicher Kontinuität abgelöst, die auch ohne lange Zwischentitel verstanden werden kann. Außerdem entfernen sich die Schauspieler dadurch von den Konventionen der Bühne, dass sie ihre Charaktere durchdetaillieren und mit einem Minimum an Gesten spielen. (Siegfried Kracauer, Theorie des Films, Frankfurt am Main 1964)


ENTR’ACTE (Zwischenspiel) | Frankreich 1924 | Regie René Clair | Drehbuch René Clair, nach einem Exposé von Francis Picabia | Kamera Jimmy Berliet | Besetzung Jean Borlin, Man Ray, Marcel Duchamp, Antonin Artaud, Erik Satie, Francis Picabia, Rolf de Mare, Darius Milhaud | Produktion Rolf de Mare | Premiere 4.12.1924 | Länge 22 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel keine | Musik Erik Satie | Francis Picabia beauftragte Clair mit der Herstellung von ENTR’ACTE als »Zwischenakt« seines dadaistischen Balletts Relâche. Relâche (Geschlossen) steht in den Sommermonaten auf allen Pariser Theaterplakaten. Viele Freunde Picabias arbeiteten an dem Ballett mit und sorgten für skandalöse Auftritte. So sah man z.B. Marcel Duchamp nur mit einem Efeublatt bekleidet mit einer ebenso nackten Partnerin. In der Pause sollten Musiker an verschiedenen Stellen im Foyer »Möbelmusik« von Erik Satie spielen, die zu der hübschen Umgebung und dem Geplauder des Publikums passte, während im Saal der Film ENTR’ACTE laufen sollte. Das Publikum war aber von dem Film so fasziniert, dass es verstummte und nur auf die Leinwand blickte, was Picabia veranlasste, wütend ins Publikum zu rufen: »Redet doch, redet, redet!« Die meisten in Relâche Mitwirkenden traten auch im Film auf.
In 1967, René Clair removed several shots from the film Entr’acte (1923) to make it an independent work and erase the references to the ballet Relâche which it was created for. In 2019, the restoration of Jérôme Seydoux-Pathé Foundation from the Pathé image negative and an original copy from the Fondazione Cineteca Italiana (Milano) restores the first version of Entr’acte. (Fondation Seydoux-Pathé)

VORMITTAGSSPUK | Deutschland 1928 | Regie Hans Richter | Drehbuch Hans Richter | Kamera Reimar Kuntze | Besetzung Werner Graeff, Madeleine Milhaud, Darius Milhaud, Paul Hindemith, Walter Gronostay, Hans Richter, Jean Oser, Willi Pferdekamp | Produktion Gesellschaft Neuer Film | Premiere 14.7.1928 | Länge 22 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel deutsch | Musik Paul Hindemith | Francis Picabia beauftragte Clair mit der Herstellung von ENTR’ACTE als »Zwischenakt« seines dadaistischen Balletts Relâche. Relâche (Geschlossen) steht in den Sommermonaten auf allen Pariser Theaterplakaten. Viele Freunde Picabias arbeiteten an dem Ballett mit und sorgten für skandalöse Auftritte. So sah man z.B. Marcel Duchamp nur mit einem Efeublatt bekleidet mit einer ebenso nackten Partnerin. In der Pause sollten Musiker an verschiedenen Stellen im Foyer »Möbelmusik« von Erik Satie spielen, die zu der hübschen Umgebung und dem Geplauder des Publikums passte, während im Saal der Film ENTR’ACTE laufen sollte. Das Publikum war aber von dem Film so fasziniert, dass es verstummte und nur auf die Leinwand blickte, was Picabia veranlasste, wütend ins Publikum zu rufen: »Redet doch, redet, redet!« Die meisten in Relâche Mitwirkenden traten auch im Film auf. In VORMITTAGSSPUK lässt Hans Richter die Gegenstände gegen die Menschen rebellieren und ein Eigenleben führen. Beim Kammermusikfest in Baden-Baden 1928 wurde der Film mit einer Musik für mechanisches Klavier von Paul Hindemith vorgeführt, die später verloren ging. Mark Pogolski rekonstruierte und orchestrierte die Musik nach Hindemiths Suite op. 26.
Nachdem Eisenstein meinen kleinen Film gesehen hatte, verlangte er zu wissen, was ich damit sagen wollte. Als ich ihm erzählte, wie das Ganze sozusagen aus sich selbst und dem Spiel der Bewegungen entstanden war, glaubte er mir nicht. »Man muß doch einen Plan im Kopf haben«, sagte er, »ehe man anfängt.« Das war‘s ja gerade. Den hatte ich eben nicht, als ich anfing, sondern erst, als ich aufhörte ... Als ich nämlich feststellte, daß es eine Rebellion der Objekte geworden war. (Hans Richter, Dada – Kunst und Antikunst, Köln 1964)

 

6 € (5 € bei MFZ-Mitgliedschaft). Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.


Besuchsinformation

Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums und das Stadtcafé bleiben weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
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Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

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