La souriante Madame Beudet (Madame Beudets sonniges Lächeln)
Too Wise Wives (Zu kluge Frauen)

Stummfilmtage
Live-Musik: Günter A. Buchwald

LA SOURIANTE MADAME BEUDET (Madame Beudets sonnniges Lächeln) | Frankreich 1923 | Regie Germaine Dulac | Drehbuch André Obey, nach dem Bühnenstück von Denys Amiel und André Obey | Kamera A. Morris | Besetzung Germaine Dermoz, Alex Arquillière, Jean d’Yd, Mlle. Grisier, Madeleine Guitty | Produktion Film d‘Art | Premiere 9.11.1923 | Länge 38 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel frz., deutsch
Germaine Dulac war eine der wichtigsten französischen Filmemacherinnen der 1920er Jahre und die erste feministische Regisseurin. Obwohl sie ein umfassendes Werk mit zahlreichen Kurzfilmen und über zwanzig Spielfilmen geschaffen hat und filmtheoretische Texte verfasste, blieb sie lange Zeit von der Filmgeschichte unbeachtet, vielleicht auch, weil sie Frauen in ihren Filmen ins Zentrum stellte. »Ihr Film MADAME BEUDETS SONNIGES LÄCHELN könnte in Wirklichkeit den Titel ›Das Tagebuch einer wahnsinningen Hausfrau‹ tragen. Dies ist einer der wenigen authentischen Filme der Dekade, in dem Frauen nicht fragmentiert, als sexuelle Mißgeburten gezeigt, nicht durch Großaufnahmen oder durch die Montage auf einen blutenden Mund, einen entblößten Busen oder ein Hinterteil reduziert werden. Es ist einer der wenigen Filme der Dekade, in denen eine Frau die Hauptperson ist.« (William Van Wert, Women and Film 5-6, 1974)

MADAME BEUDETS SONNIGES LÄCHELN ist inzwischen nicht nur zu einem Klassiker des feministischen Films geworden, sondern gilt auch als eines der Schlüsselwerke des Avantgarde-Films, in dem Dulac ihr Ideal verfolgt, den Film in eine visuelle Symphonie zu verwandeln. Er zeigt das Leben einer lethargischen Hausfrau, gefangen in einer langweiligen, gewaltvollen Beziehung. Ihr Ehemann hat einen merkwürdigen Sinn für Humor: Ab und an zieht er einen ungeladenen Revolver aus der Schreibtischschublade und hält ihn an seinen Kopf. Madame Beudet kann diese Provokationen nicht mehr ertragen, flüchtet sich zunächst in ihre Phantasie und befüllt schließlich das Waffenmagazin mit einer Patrone. Für die Phantasie-Sequenzen findet Dulac mit fotografischen Tricks, Zeitlupenaufnahmen und Weitwinkelverzerrungen surrealistische Bilder.
Zum Beispiel betrachtet Madame Beudet das Bild eines Tennisspielers in einem Buch. Der Tennisspieler wird ihr symbolischer Geliebter, der Agent ihrer Rache an ihrem dummen Ehemann. Vor einem völlig schwarzen Hintergrund schwingt der Tennisspieler in Zeitlupe seinen Schläger. In der Phantasie Madame Beudets betritt der Tennisspieler den Raum; wir wissen, daß er ein Produkt ihrer Phantasie ist, weil man durch seinen Körper hindurch die hinter ihm liegende Wand erblicken kann. Während der echte Beudet weiterhin an seinem Pult sitzt, wird ein imaginärer Beudet von dem Tennisspieler hochgerissen und gewürgt. Die sonst meist ernste Madame Beudet lächelt, ja lacht sogar. (William Van Wert, Women and Film 5-6, 1974) |

TOO WISE WIVES (Zu kluge Frauen) | USA 1921 | Regie Lois Weber | Drehbuch Lois Weber, Marion Orth | Kamera William C. Foster | Besetzung Louis Calhern, 
Claire Windsor, Phillips Smalley, Mona Lisa | Produktion Lois Weber Productions | Premiere 22.5.1921 | Länge 69 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel englisch
Lois Webers subtiler Kommentar zur bürgerlichen Ehe. Weber war 1916 die bestbezahlte Studio-Regisseurin in Hollywood, auch besser bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Sie schrieb Drehbücher, führte Regie und produzierte mit ihrem eigenen Filmstudio. In ihren Filmen behandelte sie Themen wie Abtreibung, Verhütung und Prostitution und war damit ihrer Zeit weit voraus. Dagegen erscheint TOO WISE WIVES, der die Situation zweier wohlhabender Frauen in ihren Ehen gegenüberstellt, eher zurückgenommen: Die erste, Marie, kümmert sich aufopferungsvoll um ihren Ehemann, häkelt ihm entzückende Hausschuhe und wartet vor der Haustür, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Die zweite, Sara, ist eine frühere Freundin von Maries Mann, hat aber inzwischen einen besseren, reicheren Gatten gefunden und verhält sich deutlich selbstbewusster. Allerdings ist sie immer noch an ihrem ehemaligen Liebhaber interessiert.
Gezeigt wird eine Restaurierung der Library of Congress, auf der Grundlage eines Dup-Negativs aus der Sammlung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. 
TOO WISE WIVES gefällt uns sehr. Nicht, weil der Film auf einer großen Geschichte aufbaut oder aufgrund seiner reichen Charakterisierungen – sondern, weil er immer wahr erscheint und mehr als das, ziemlich wahrscheinlich. (Adele Whitely Fletcher, Motion Picture Magazine, June 1921)

Lois Weber beweist hier einmal mehr, dass sie die Leinwandcharaktere von Ehemann und Ehefrau mit beeindruckendem Können nachzeichnen kann. TOO WISE WIVES ist eine Geschichte über das Eheleben, die sehr unterhaltsam ist, ganz ohne große dramatische Wendungen. Der Film hat keine fesselnde Handlung, aber er setzt genug einfühlende Schlaglichter auf die kleinen Phasen einer Ehe, die letztlich höchste Wichtigkeit erlangen, um das Publikum zu befriedigen. Ab der ersten Einstellung arbeitet Miss Weber die Kontraste der gegensätzlichen Frauencharaktere stetig weiter heraus. Wenn der Film weniger kompetent inszeniert wäre oder die Schauspieler weniger gut spielen würden, würde die Betonung, die auf solch triviale Ereignisse gelegt wird wie die Beseitigung von Zigarettenasche oder die Frühstückszutaten, ausgesprochen langweilig werden. Aber Miss Weber spielt diese nichtigen häuslichen Angelegenheiten sehr schlau aus.(Motion Picture News, June 4, 1921)
 

6 € (5 € bei MFZ-Mitgliedschaft). Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.


Besuchsinformation

Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums und das Stadtcafé bleiben weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag / Mittwoch 18.30 Uhr und 21.00 Uhr
Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
Bus 52/62 Haltestelle St.-Jakobs-Platz

Kontakt

St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel. +49-(0)89-233-22370
Fax +49-(0)89-233-25033
E-Mail stadtmuseum(at)muenchen.de
E-Mail filmmuseum(at)muenchen.de

Kinokasse Tel. +49-(0)89-233-24150