Entr’acte (Zwischenspiel)
Vormittagsspuk
Paris qui dort (Das schlafende Paris)

Stummfilmtage
Live-Musik: Mark Pogolski & Volta-Ensemble; Richard Siedhoff

ENTR’ACTE (Zwischenspiel) | Frankreich 1924 | Regie René Clair | Drehbuch René Clair, nach einem Exposé von Francis Picabia | Kamera Jimmy Berliet | Besetzung Jean Borlin, Man Ray, Marcel Duchamp, Antonin Artaud, Erik Satie, Francis Picabia, Rolf de Mare, Darius Milhaud | Produktion Rolf de Mare | Premiere 4.12.1924 | Länge 22 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel keine | Musik Erik Satie  | Francis Picabia beauftragte Clair mit der Herstellung von ENTR’ACTE als »Zwischenakt« seines dadaistischen Balletts Relâche. Relâche (Geschlossen) steht in den Sommermonaten auf allen Pariser Theaterplakaten. Viele Freunde Picabias arbeiteten an dem Ballett mit und sorgten für skandalöse Auftritte. So sah man z.B. Marcel Duchamp nur mit einem Efeublatt bekleidet mit einer ebenso nackten Partnerin. In der Pause sollten Musiker an verschiedenen Stellen im Foyer »Möbelmusik« von Erik Satie spielen, die zu der hübschen Umgebung und dem Geplauder des Publikums passte, während im Saal der Film ENTR’ACTE laufen sollte. Das Publikum war aber von dem Film so fasziniert, dass es verstummte und nur auf die Leinwand blickte, was Picabia veranlasste, wütend ins Publikum zu rufen: »Redet doch, redet, redet!« Die meisten in Relâche Mitwirkenden traten auch im Film auf.
In 1967, René Clair removed several shots from the film Entr’acte (1923) to make it an independent work and erase the references to the ballet Relâche which it was created for. In 2019, the restoration of Jérôme Seydoux-Pathé Foundation from the Pathé image negative and an original copy from the Fondazione Cineteca Italiana (Milano) restores the first version of Entr’acte by reintegrating them: - in the prologue: the chimneys, the squirrel monkey, the circles of light and the facades of buildings. - at the end of the film: the slap and kick given by Rolf de Maré to Jean Börlin. (Fondation Seydoux-Pathé)

VORMITTAGSSPUK | Deutschland 1928 | Regie Hans Richter | Drehbuch Hans Richter | Kamera Reimar Kuntze | Besetzung Werner Graeff, Madeleine Milhaud, Darius Milhaud, Paul Hindemith, Walter Gronostay, Hans Richter, Jean Oser, Willi Pferdekamp | Produktion Gesellschaft Neuer Film | Premiere 14.7.1928 | Länge 22 Minuten | Farbe schwarzweiß | Zwischentitel deutsch | Musik Paul Hindemith | In VORMITTAGSSPUK lässt Hans Richter die Gegenstände gegen die Menschen rebellieren und ein Eigenleben führen. Beim Kammermusikfest in Baden-Baden 1928 wurde der Film mit einer Musik für mechanisches Klavier von Paul Hindemith vorgeführt, die später verloren ging. Mark Pogolski rekonstruierte und orchestrierte die Musik nach Hindemiths Suite op. 26 mit freundlicher Genehmigung des Schott Verlags.

Nachdem Eisenstein meinen kleinen Film gesehen hatte, verlangte er zu wissen, was ich damit sagen wollte. Als ich ihm erzählte, wie das Ganze sozusagen aus sich selbst und dem Spiel der Bewegungen entstanden war, glaubte er mir nicht. »Man muß doch einen Plan im Kopf haben«, sagte er, »ehe man anfängt.« Das war‘s ja gerade. Den hatte ich eben nicht, als ich anfing, sondern erst, als ich aufhörte ... Als ich nämlich feststellte, daß es eine Rebellion der Objekte geworden war. (Hans Richter, Dada – Kunst und Antikunst, Köln 1964)


PARIS QUI DORT (Das schlafende Paris) | Frankreich 1924 | Regie René Clair | Drehbuch René Clair | Kamera Maurice Desfassiaux, Paul Guichard | Besetzung Henri Rollan, Charles Martinelli, Louis Pré Fils, Albert Préjean, Madeleine Rodrigue | Produktion Les Films Diamant | Premiere 26.12.1924 | Länge 60 Minuten | Farbe viragiert | Zwischentitel englisch mit deutschen Untertiteln | René Clairs von den Dadaisten und Surrealisten hoch geschätztes Science-Fiction-Märchen spielt mit den Grundprinzipien des Kinos: Bewegung, Geschwindigkeit und Stillstand. Ein Professor hat die Stadt Paris in einen Tiefschlaf versetzt, dem nur eine Handvoll Menschen entkommen sind, die sich zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Eiffelturm befanden. Die Urfassung des Films ist erheblich besser als die von René Clair zur Tonfilmzeit hergestellte kurze Version, der viele schöne Details fehlen. Die Fondation Seydoux-Pathé konnte eine Urfassung rekonstruieren und gab dem Film auch seine ursprünglichen Viragen zurück.

René Clair, der Autor von PARIS QUI DORT, ein junger Mann von 25 Jahren, vermochte dieser Bewegungsstudie erstaunliche Effekte abzugewinnen: komische, dramatische und überraschende. Das genau ist Kino. Alles ist Bild und nichts als Bild. Seine Psychologie ist dem Bild nicht vorgegeben, sondern erst durch es vorhanden. Wer den Streifen mit Aufmerksamkeit betrachtet, der entdeckt darin grundlegende französische Wesenszüge. Müssten wir ihm entfernte Verwandte suchen, ließen sich vielleicht manche Vettern zweiten Grades in den Komödien von Mack Sennett ausmachen, jenes Amerikaners, der sich gleichfalls auf Bewegungs-»Effekte« versteht. Doch während Sennett den Humor zum Äußersten treibt, wie dies Mark Twain in einer Burleske wohl täte, zeichnet Clair mit leichter Hand und jenem Sinn für Ironie, der ein charakteristischer Zug unserer Mentalität ist, das Lächerliche einer Figur oder das Paradoxe einer Situation auf. (René Bizet, La Revue de France, Dezember 1924)

PARIS QUI DORT verweist, ganz wie der bewundernswerte ENTR’ACTE und [das Ballett] Relâche, auf die frühesten französischen Filme und hält, dank der gezielten Vermeidung jedweden Ästhetizismus’, durch die Poesie seines Sujets und trotz des unzulänglichen Plots mühelos dem Vergleich mit amerikanischen und deutschen Filmen stand. René Clairs Entdeckungen eröffnen eine neue Sphäre des Kinos. (Robert Desnos, Journal litteraire, 14.2.1925)

Es ist deutlich, wie sehr PARIS QUI DORT als eine Reaktion auf das Theaterhafte der meisten Filme entstand. Darüber hinaus hat M. René Clair bei der Konzeption sorgsam darauf geachtet, sich gänzlich auf seine visuelle Thematik zu konzentrieren und diese ganz entspannt zu behandeln, ohne künstlerische Fehden auszutragen. (La Liberté, 10.2.1925)

 

6 € (5 € bei MFZ-Mitgliedschaft). Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.


Besuchsinformation

Öffnungszeiten

Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Das Kino des Filmmuseums und das Stadtcafé bleiben weiterhin wie gewohnt bis Juni 2027 in Betrieb.

Informationen zur Von Parish Kostümbibliothek in Nymphenburg

Filmmuseum – Vorstellungen
Dienstag / Mittwoch 18.30 Uhr und 21.00 Uhr
Donnerstag 19.00 Uhr
Freitag / Samstag 18.00 Uhr und 21.00 Uhr
Sonntag 18.00 Uhr

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
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